Sonntag, Mai 14, 2006

Als ich das Monster verlor...

Ja , ich hatte den Donnerstag mit einem erfolgreichen Angelfreitag halbwegs verdaut , und am Abend wurde mit meinem Teamkameraden Chris ein Feederduell für den Samstag vereinbart. Diesmal kam auch meine Freundin Isa wieder mit , da schönes Wetter prophezeit war und sie auf meine herrliche Bräune vom Vortag auch aufmerksam geworden war. Um 7 Uhr wurde also aufgestanden , alles gepackt und mein Angelkollege um 8:30 von daheim abgeholt um die burgenländischen Fische ein wenig zu ärgern. Um ca. 9:15 waren wir am Teich und mussten leider feststellen , daß man am Samstag doch eher früher dort sein sollte um sich seinen Spot auch wirklich aussuchen zu können. So blieben uns nicht viele Optionen und wir entschieden uns mehr oder weniger gezwungenermaßen für einen Platz am Westufer. 20 m neben uns eine Gruppe von Junganglern ( zwischen 12 u. 14 Jahren ) , denen ich bereits beim aufbauen unseres Tackles am liebsten die Gurgel umgedreht hätte , da sie pausenlos herumschrien , ohne auch nur den Funken eines Grundes vermuten ließen. Na gut , ruhig bleiben , meine Freundin war mit und so wollte ich nicht den aggressiven Angler markieren . Chris und ich sahen uns in die Augen und wir wußten beide was los gewesen wäre , wenn wir ohne meiner Freundin am Teich gewesen wären. Wir hätten ihnen vermutlich ohne Umschweife den Marsch geblasen. So saßen wir ziemlich nah beieinander um ja weit weg der Angelterroristen zu sein , da die Burschen ja offensichtlich auch nicht mit ihren Ruten umgehen konnten und wir so die Angst vor Schnurverwicklungen ein wenig eindämmten. Langer Rede , kurzer Sinn , wir begannen zu fischen. Es wurde von uns jeweils eine Rute mit unterschiedlichen Ködern ( Mais bei Chris , Mistwurm bei mir ) auf Grund gelegt , während mit der Anderen gefeedert wurde. Wir verwendeten die gleiche Futtermischung um natürlich gleiche Bedingungen zu haben. Aber es geschah einfach nichts . Lediglich ein paar äußerst zarte Zupfer wurden von uns Beiden wahrgenommen , konnten aber nicht verwertet werden. Dann endlich der erste Fisch. Eine ganz gute Karausche brachte mich mit 1 zu 0 in Führung. Leider war damit meinerseits Ende und Chris kescherte einen Fisch nach dem anderen. Karausche , Satzkarpfen , Brachsen . So ging es fortan weiter , während ich bei mir nicht einmal die leisesten Fischanzeichen wahrnehmen konnte. An den Grundruten tat sich überhaupt nichts. So döste ich auf meinem Sessel dahin , Isa las in der Sonne und mein Kamerad löste freudig einen Schuppenträger nach dem anderen vom Haken , wenn auch kein Großer dabei war. Und so schloß ich die Augen , verlor mich abermals in den Gedanken an meine Zukunft ... doch urplötzlich der Hammer : Meine Feederspitze bog sich zum Viertelkreis , meine Rollenbremse hatte nichts mehr zu lachen und musste nachgeben. Schnur wurde von der Rolle gerissen , wie noch nie in meinem Leben zuvor. Ich packte die Rute , hielt dagegen und wußte sofort , daß am anderen Ende ein Gigant mein Madenbündel genommen hatte und keinerlei Notiz von mir und meiner Dam-Rolle nahm. Er zog einfach meterweise Schnur ab ohne auch nur an eine Richtungsänderung zu denken. Am anderen Ufer angekommen ( ca. 80m an dieser Stelle ) wurde er langsamer , drehte gemächlich um und schwamm wieder in meine Richtung. Ich kurbelte was das Zeug hielt um die Spannung zum Fisch nicht zu verlieren , lockerte noch ein wenig die Bremswirkung um ihn bei einem neuerlichen Run entgegen meiner Richtung nicht sofort durch Schnurbruch zu verlieren. Chris und Isa standen beide mit leuchtenden Augen neben mir und warteten was passieren würde. Das Monster ( ich denke , daß es ein Karpfen jenseits der 30Pfund Grenze war ) machte mit mir was es wollte und hatte keine Chance ihn auch nur annähernd in meine Richtung zu zwingen. Im Gedanken sah ich meine Feederrute in tausend Teile zerspringen , die für diesen Fisch lächerliche 0,25er Mono einfach abreissen oder wie sich der Haken im Zeitlupentempo aufbog um den Dicken freizugeben. Der zog weiter seine Bahn nach rechts und ich schaffte es tatsächlich ihn ein wenig zu bremsen , oder besser gesagt , er wollte es einfach. Der Haken saß gut , das war jetzt klar. Dann blieb er stehen und ich sah mich bereits vor meinem geistigen Auge , wie ich die Fotos vom Monster an der Feederrute in diversen Foren posten würde. Doch genau dann , wenn man überheblich wird , bereits mit einem breiten Grinsen Sprüche klopft , passiert es. Er begann wieder zu schwimmen und lässig wollte ich ihn gehen lassen. Die feine Rutenspitze bog sich wieder ein wenig um von einer Sekunde auf die andere in ihre Werksposition zurückzukehren. Die Schnur sackte zusammen und jetzt es wurde dunkel in meinem Geist. Er war weg. Fluchend wie selten in meinem Leben kurbelte ich die Montage ein und musste feststellen , daß die Schnur genau am Knoten zum Wirbel abgerissen war . Soviel zum Schwachpunkt einer Montage . Gottseidank waren mittlerweile auch die Jungangler ein wenig ruhiger geworden , da sie sonst in diesen Minuten sicherlich meinen verbalen Frust geerntet hätten. Völlig verzweifelt und geistig entkräftigt montierte ich neu. Man kann sich vorstellen , wie ich den Knoten vor einem neuerlichen Auswurf geprüft habe. Unmenschlich genau. Kurze Zeit später Run an Chris´s Grundrute und Isa konnte einen schönen 6pfündigen Spiegler in seinen Händen ablichten. Bei mir wie vor dem Monster nichts. Ok , ich hatte einen guten Vortag gehabt , durfte mich nicht beschweren , versuchte ich mich selbst zu beschwichtigen. Mittlerweile war es 16 Uhr und ich hatte einen einzigen Fisch gefangen. Also versuchte ich noch einen neurlichen Spot und brachte die Montage etwas weiter ins Mittelwasser , was auch sofort von einer weiteren Karausche gutiert wurde. Ja ich war wieder da. Kurz darauf Setzkarpfen. Jaaa. Und dann endlich wieder ein besserer Biss , welcher mit neuem Knoten am Wirbel kein Problem darstellte und prompt von mir verwertet wurde. Nach einem mehrminütigem Drill konnte ich wenigstens noch den schwersten Fisch des Tages in den Kescher lotsen . Mein schöner Spiegler zeigte nämlich 7 Pfund auf der Waage . Somit hatte ich das Duell haushoch und das Unterwassermonster verloren , aber dennoch einen guten Fisch gefangen. Ich war wieder zufrieden und war dann auch noch den Junganglern beim Hakenlösen eines kleinen Karpfens behilflich , da sie mit der Situation eines völlig geschluckten Köders völlig überfordert waren. Dann wurde es windig und die Wolken zogen zu , was das Heranziehen eines Gewitters ankündigte und wir sofort begannen unsere Sachen zu packen. Auf der Heimfahrt plauderten wir noch über den vergangen Tag , freuten uns auf den kommenden Freitag ( wo wir unsere Reise an den Po antreten werden ) und kamen gegen 19 Uhr in Wien an , ich ließ Chris bei ihm zuhause aus dem Auto , um dann bei uns daheim in aller Ruhe und Gelassenheit wie jeden Tag vor dem Fernseher einzuschlafen...
tight lines
sludgE