Samstag, Mai 27, 2006

DELTA DAYZ : Flußtauben & Hurricanes


Ja , Freunde des Angelsports , wir sind zurück von unserm Po-Delta Trip und es gibt Einiges zu berichten. Wir haben zwar nicht die Monster gefangen , die wir uns gewünscht hatten , haben aber doch einige interessante Dinge erlebt , die diesen 5Tage Ausflug zu etwas ganz Besonderem machten. Samstag 20.5 - 1Uhr Früh : Mit bereits komplett beladenem Auto wurde mein Teamkamerad Chris von daheim abgeholt und wir machten uns auf den Weg nach Italien. Der Spaß begann schon auf der Autobahn wo es bis zur italienischen Grenze mit strömenden Regen nicht möglich war , schneller als 90 - 100kmh zu fahren , da die Sicht bei diesem Wetter in der Nacht nicht gerade erbauend war , und unsere Sicherheit im Vordergrund stand. Wir fuhren über Klagenfurt und Villach nach Udine wo dann auch der Regen aufgehört hatte , unser Vorankommen aber jetzt durch einen LKW Unfall auf der Autobahn ins Stocken geriet. Also eineinhalb Stunden dahintuckern bis wir die Unfallstelle passiert hatten und nun schon 3 Stunden hinter unserem Zeitplan lagen. Aber was solls. Dann nach Venedig runter die Küstenstrasse , mit einigen Verfahrern ( die italienischen Beschilderungen taten ihr Übriges dazu ) bis nach Adria wo wir eine Stunde die Strasse nach Ariano Polesine suchten , da die angegebene Brücke auf unserem Routenplanerausdruck gesperrt war. Um 11:30 war es aber soweit und wir erreichten Andy´s Wallercamp. Nach einer herzlichen Begrüßung und einem wohlverdienten Bier bekamen wir unsere Bootseinschulung und errichteten dann unser Camp. Für 17 Uhr wurde unsere Guiding Tour mit Mario ausgemacht um den nicht ungefährlichen Po und seine Nebenflüsse und die Technik der Welsfischerei ein wenig kennenzulernen. In den letzten Wochen war durch Pappelflug und Laichzeit nicht gerade viel und schon gar keine Großen gefangen worden , was uns nicht gerade Hoffnungen machte. Den Nachmittag verbrachten wir am nahegelegenen Teich mit dem Spinnfischen auf Schwarzbarsche, von denen sich aber keiner dazu überreden ließ, einen unfreiwilligen Landgang zu machen. Chris konnte ein ziemliches Monster an der Rute einige Zeit drillen , doch der Bursche schaffte es tatsächlich nach einigen wilden Fluchten unter dicke Bäume die im Wasser lagen, den Spinner abzuschütteln um so seinem Fototermin über Wasser abzusagen. Mittlerweile war es 16:45 und wir machten uns voller Freude auf runter zum Steg um unsere erste Bootsfahrt am berüchtigten Po anzutreten. Mit unserm Guide Mario fuhren wir in einen vielversprechenden Nebenfluss , der kleiner Po genannt wurde. Nach 10minütiger Fahrt mit dem 90PS Boot des Wallercamps wurde uns die Technik des Driftfischens beigebracht und die Montagen mit lebendem Karpfen und Aal vor Augen geführt. Mittlerweile waren Chris und ich an die 40 Stunden wach und mussten schon teilweise mit unserer Müdigkeit kämpfen. Doch bereits nach 10 Minuten der erste Biss an Chris´s Rute. Mit ohrenbetäubendem Surren wurde die Geflochtenene von der 6500er Shimano meterweise runtergerissen. Chris schlug ein paar mal hart an und wir hatten den ersten Wels am Haken. Jaaaa , so konnte es weitergehen. Der Adrenalinaustoß unserer Körper war förmlich zu riechen. Nach kurzem aber hartem Drill konnte der erste Wels mittels Wallergriff ins Boot gehoben werden und nach dem Messen ergab sich eine Länge von 130cm. Das war nicht übel. Ein paar Fotos wurden geschossen und der Bursche wieder nach kurzer Verschnaufpause in sein Element entlassen. Unglaublich. Mario konnte es selbst nicht fassen , da andere wochenlang keinen Biss hatten und wir bereits nach 15 Minuten den Ersten im Boot hatten. Doch leider ging es so nicht weiter. Nach 3,5 Stunden Driftfischen wurde geankert und die Monatgen mittels Strömung auf Distanz gebracht. Nun warteten wir und kämpften schwer mit unserer Müdigkeit. Um 23Uhr war das ausgemachte Guiding zu Ende und wir beschlossen die Ruten einzuholen um den Heimweg anzutreten. Beim Einholen der ersten Montage konnte ich eine Pose meiner Ruten nicht mehr an der Wasseroberfläche sehen. Was war da los. Es wurde mit Unterwasserhinderniss spekuliert und ich ging langsam auf Tuchfühlung. Doch der Wiederstand bewegte sich und die Müdigkeit aus meinen Augen war wie weggewischt. Ich schlug an. Ja, es zog wer am anderen Ende der Leine. Ich kurbelte und pumpte was mein Körper noch hergab und es konnte kurz darauf mein erster Wels ins Boot gehoben werden. Er war ein wenig kleiner wie der Erste , aber auch stattliche 120cm lang. Nun waren wir glücklich. Jeder von uns hatte bereits in seiner ersten Nacht am Wasser einen Wels gefangen. Wir holten jetzt die restlichen Montagen ein und machten uns auf die Heimreise. Wieder im Camp angekommen , entluden wir das Boot , verabschiedeten uns von Mario und zogen mit unseren Karpfenruten um 23:30 an den Teich um noch ein wenig die Schuppenträger dort zu ärgern. Es wurde von uns mit Scopex Mais am Haar gefischt und bereits nach 30 Minuten erfolgte der erste Run auf Chris´s Rute. Und der ging ab wie die Hölle. Er musste sich den Unterwasserkameraden hart zur Brust nehmen , da zahlreiche Bäume im Wasser lagen und die Möglichkeit den Fisch durch solch ein Hindernis zu verlieren stets gegeben war. Doch mit gutem Teamwork schafften wir es ihn bis zum Ufer zu zwingen um ihn endlich keschern zu können , was sich durch die eineinhalb Meter hohe stark verwachsene Uferböschung als hartes Unterfangen herausstellte , aber uns dennoch gelang. Beim Ablegen auf die Abhakmatte wurde uns klar , daß wir keinen alltäglichen Fang gemacht hatten , da der Schuppenkarpfen außergewöhnlich groß und lang war. Das Abwiegen ergab ein Gewicht von 15 Pfund , was uns bei dieser Größe jedoch wenig erschien. Also kurzes Fotoshooting und wieder retour ins Wasser . Eine Stunde später ( ca. 1:15 Uhr ) der nächste Run . Wieder konnte Chris den Karpfen von den Bäumen fernhalten und den Nächsten in die Kamera halten. Der war diesmal nicht ganz zo groß , aber mit einem Gewicht von 8 Pfund auch nicht zu verachten. Keine 20 Minuten später der nächste Vollrun - diesmal auf meiner Rute , die ich in der Zwischenzeit mit einem Readymade Mussel Meat Boilie von Prologic bestückt hatte. Und eins war sofort klar. Das war die ultimative Monstergröße. Es bestand keine Chance den Fisch auch nur in irgendeine Richtung zu zwingen. Und der riss meterweise die 0,28er Mono von der DAM Rolle. Kurz vor den Bäumen musste ich handeln. Ich drehte die Bremse zu und somit war es auch schon geschehen . Das 0,25er Vorfach riss wie ein Seidenfaden und der Fisch war weg. Neiiiiin , wieso musste das immer mir passieren . Endlich hatte ich auch mal einen Lauf , und da auch noch gleich vermutlich den Urvater der Karpfen an der Leine und ich hatte einfach keine Möglichkeit den Fisch zu landen, ohne auch nur den Ansatz eines Fehlers bei mir suchen zu müssen. Verdammt. Also neues Vorfach aufgezogen und wieder raus. Diesmal wieder mit Mais , der somit auch von Kleineren genommen werden konnte . Keine 15 Minuten später der nächste Biss , der auch von mir verwertet werden konnte , da es sich um ein kleines Exemplar von 4 Pfund handelte. Nun hatte ich wenigstens auch einen gefangen und wir packten zusammen um unseren wohlverdienten Schlaf auch endlich zu konsumieren. Sonntag 21.5 , 9:30 Tagwache.
Chris und ich standen auf und gingen in aller Ruhe frühstücken. Dort erfuhren wir vom sonntäglichen legendären Schweinsbraten und so entschlossen wir uns auch noch bis zu Mittag im Camp zu bleiben um noch mal eine ordentliche Mahlzeit zwischen die Rippen zu bekommen. Den Vormittag verbrachten wir damit unsere Feedermontagen für später herzurichten , dann labten wir uns an der gebratenen Sau , die wirklich vom Feinsten war , und um ca. 14Uhr beluden wir zum ersten Mal unser schwimmendes Heim für die nächsten paar Tage - unser Boot mit 25PS Außenborder. Jaaaa. Und so fuhren wir, wie wir es gelernt hatten in den "kleinen Po" und ankerten dort an einem überschwemmten Baum. Wir ließen die Welsmontagen seitwärts aus dem Boot zu Wasser, da wir quer zu Strömung standen, was für ein verwicklungsfreies Unterfangen sehr von Vorteil war. Der Bug des Kahns schielte in Richtung der Hauptströmung und so konnten wir damit beginnen, von vorne in die Flußmitte zu feedern, da das reine Starren auf die Welsposen mit der Zeit doch etwas langweilig wurde. Vor allem wenn sie nicht mal Ansätze machten, eventuell unterzutauchen. Und Geduld und rein passives Fischen sind nicht gerade unsere Tugenden. Also Madenkorb und schweres Blei an die HeavyFeeder und ab an die Strömungskante. Die Bisserkennung an der stets ( durch die Strömung bedingt ) schwingenden Rutenspitze war auch nicht gerade ein Zuckerschlecken und darum verpassten wir vorerst einige zaghafte Zupfer. Doch dann konnte der erste Biss von mir verwandelt werden und ich drillte einen herrlichen gut gewachsenen 40er Brachsen in den Kescher. Das war doch schon mal was. Und in dem Ton ging es weiter. Ich fing einen guten Brachsen nach dem anderen , die fortan von uns den Titel : Flußtauben! bekamen, da sie offensichtlich die Fischart war , die keinen Köder verschmähte und in rauhen Mengen vorkam.
Mittlerweile war es fast zur lässigen Routine geworden : Biss erkannt , Anhieb , Flußtaube ! Verdammt , wir wollten auch mal eine andere Art an den Haken bekommen. Auf unserer Anreise hatten wir noch in einem Angelmagazin einen Bericht über starke Barben gelesen, die von den Redakteuren Flußtorpedos genannt wurden, und der Drill dieser kampfstarken Gesellen in höchstem Maße gelobt wurde. Und so wünschten wir uns nichts sehnlicher als einen Barbenbiss an der Feeder. Wir versuchten verschieden Stellen in der Strömung doch leider ohne Erfolg. Mittlerweile war es 19 Uhr und wir hatten die Hoffnung fast aufgegeben, doch noch eines dieser Geschosse in den Kescher zu zwingen. Ein Welsbiss wäre sowieso der Hammer gewesen, aber so überheblich warn wir nicht. Jetzt waren vermutlich auch die Brachsen im Flussbett schlafen gegangen, denn wir konnten keinen Zucker der Rutenspitze mehr wahrnehmen. Der Wind hatte völlig nachgelassen und der Strom gurgelte nun langsam und spiegelglatt unter und neben unserm Boot vorbei. Das war Idylle. Und immer dann, wenn niemand mehr damit rechnet, passiert es. Chris Feeder machte urplötzlich einen 120 Grad Bogen und die ziemlich stark eingestellte Bremse musste sich dazu überringen, doch die Schnur freizugeben. RRRRRR - das war Musik in unseren Ohren. Er setze den Anhieb und spürte sofort, daß dies keiner der Flußtaubenkameraden war und tippte lautstark auf Karpfen. Der Fisch zog in die Hauptströmung, was ihm noch mehr an Kraft verlieh und wehrte sich mit aller Gewalt gegen eine Richtungsänderung. Mit Gefühl gelang es Chris jedoch den Fisch wieder ins ruhigere Wasser zu lotsen, wo es erstmals gelang ihn an der Wasseroberfläche zu bestimmen. Und wir schnallten völlig ab, als wir den langgestreckten Körper einer kräftigen Barbe erkannten. FLUSSTORPEDOOOOOO ! hallte es aus unseren Kehlen und wir freuten uns "wie die kleinen Kinder zu Weihnachten". Jetzt nur nicht diesen Fisch verlieren. Nach einem spannenden 10minütigem Drill konnte die Barbe gekeschert und in aller Ruhe betrachtet werden. Da wir Beide noch nie diese Fischart gefangen hatten ( liegt vermutlich daran, daß wir sonst nur an stehenden Gewässern fischen ;) war es ein außergewöhnlicher Moment. Und dieses Torpedo war kein Kleines. 67cm für die Erste war nicht zu verachten ! Kurz Foto geschossen und retour in den "kleinen Po". Keine 5 Minuten später Biss an meiner Rute und ich konnte ebenfalls mein erstes Flußtorpedo in die Linse halten. Meine Barbe war mit 35cm doch fast um die Hälfte kleiner als Chris´s, konnte meine Freude aber nicht schmälern. Dann geschah nichts mehr und wir entschlossen uns um 22Uhr den Heimweg anzutreten um am nahegelegenen Teich wieder ein wenig auf Karpfen zu fischen. Der ferngesteuerte Suchscheinwerfer am Boot versüßte uns mit kindlichen Freuden die Rückfahrt in der Dunkelheit. Wir entluden unseren schwimmenden Untersatz, verstauten unsere Welsausrüstung und zogen mit unserem Karpfentackle an den Teich. Doch leider konnten wir diese Nacht keinen Run mehr verzeichnen, jedoch unterhielt uns in der Zwischenzeit ein wilde Ratte , die wir fortan Billy nannten, mit äußerst frechen Aktionen , indem sie sich die herumliegenden Scopex-Maiskörner, Kichererbsen und Tigernüsse einverleibte oder irgendwo bunkerte. Gegen Ende der Session hatten wir sie soweit , daß sie Stücke von Milchbrötchen aus der Hand nahm. Unglaublich. Um 2Uhr Früh hatten wir genug , Billy vermutlich die Kammern voll und so verkrochen wir uns in unseren Zelten. Montag Morgen das gleiche Spiel, nur ohne Frühstück, da wir es erst um 10Uhr schafften aus den PVC-Gemächern zu kriechen. Also nur einen Kaffee getankt und ab ins Boot. Wieder wurde an unserem in der Zwischenzeit geliebten Torpedo-u Flußtaubenspot, dem versunkenen Baum, geankert und unser Spiel begann erneut. 4 Ruten auf Wels, mit den anderen 2 gefeedert. Doch heute schien gar nichts zu gehen. Wir konnten in 8 Stunden am Wasser lediglich 5 Brachsen überlisten, was in dieser Zeit für unsere mentalen Verhältnisse doch ein bisschen zu wenig war, und so traten wir um 21Uhr die Heimfahrt an. Bei den Zelten zauberten wir uns am Gaskocher noch ein feines Nachtmahl aus der Dose um anschließend wieder zum Teich zu ziehen. Und wieder ging nichts...aber Billy war wieder da, und so trieben wir unsere Späße mit ihm, indem wir den Fox-Falteimer, angefüllt mit feinster Feedermischung vor seine Schilfausgänge stellten und bebachteten, wie er in aller Ruhe im Futter die für ihn köstlichen Bestandteile aussortierte, um sie in seine Kammern zu überführen. Mittlerweile hatte er die Ruhe weg und fühlte sich nicht mal gestört, wenn wir daneben sprachen und ihn mit der Kamera filmten. Jaja, die Rattenflüsterer. Chris hatte dann lediglich einen Run , der aber nicht verwertet werden konnte, da wir mit relativ großen Ködern fischen mussten, um über die Lage der ständig beissenden Zwergwelse im Teich Herr zu werden, die jedes "normale" Karpfenangeln zunichte machten ( z.B Teigkugeln mit einem Durchmesser von 20mm waren für die vielleicht 30cm langen Großmäuler überhaupt kein Problem und schluckten einfach jede Art von Köder ). Also ab in den Schlafsack um an unserem letzten Tag mit Boot noch mal einen Großangriff zu starten. So standen wir am Dienstag um 9Uhr auf, erreichten spielend das Frühstuck und saßen so früh wie nie im Kahn und knatterten über den Hauptstrom in den "kleinen Po" an einen neuen Ankerplatz. Wir entschieden uns für eine Lehmbank am Ende einer Flussaußenkurve und brachten unsere Montagen aus, was sich als nicht optimal herausstellte, da wir lange mit den Welsleinen experimentierten um die Posen nicht ständig aus irgendwelchen ins Wasser hängenden Bäumen oder Sträuchern befreien zu müssen. Irgendwann gelang es uns dann die richtige Position der Rutenhalter zu finden aber mittlerweile suchten wir ja nach einem guten Torpedo u. Flußtaubenspot und nicht mehr nach einem guten Welsspot...und so begannen wir wieder intensiv zu feedern. Wir konnten einige äußerst gute Brachsen verhaften, die teilweise sicher an die 4 Pfund hatten. Dennoch waren die Flußtauben die einzigen Fische, die uns nicht im Stich ließen und so entschlossen wir uns ein letztes Mal an unseren versunkenen Baum zu fahren, um die vielleicht letzte Chance auf einen guten Wels oder einer Barbe doch noch wahrzunehmen. Doch der Spot schien wie ausgestorben. Nein so durfte unser letzter Tag mit Boot am Po nicht enden. Plötzlich Biss an meiner Feeder und ich kann einen 45cm Wels mit 5 Maden am Haken positiv überlisten. Haha. Dann wurden auch noch die Flußtauben aktiv und wir konnten noch einige gute Exemplare in den kescher führen. Jetzt begann es zu regnen. Eigentlich wollten wir bis Mitternacht am Spot bleiben, doch der immer stärker werdende Guss erleichterte uns die Entscheidung doch früher als gewollt, aufzubrechen. Also alle Ruten eingeholt, Anker gelichtet, Scheinwerfer montiert , Batterieschalter umgelegt - der Scheinwerfer gibt sein strahlenes bläuliches Verfolgungslicht, Schlüssel ins Zündschloß, 90Grad Drehung und es geschieht ..... nichts. Der Motor macht nicht mal ein Startgeräusch. In diesen Sekunden froren unsere Gesichtszüge. Verdammt, aber wir hatten genug Strom und genügend Benzin im Tank. Was nun? Elektromotor ? Keine Chance bei der starken Strömung flußaufwärts. Paddeln ? Mit einem einzigen Paddel im Boot ein Ding der Unmöglichkeit. Es war stockdunkel, der Suchscheinwerfer schoß mit seinem Strahl geisterhaft ein wenig Licht nach vorne in die Schwärze und wir trieben gaukelnd ohne Chance zu agieren in der Strömung des Flusses. Was jetzt ? Erstmal ankern war zumindest eine Idee. Dann im Camp anzurufen die Nächste. Doch die Blösse wollte ich mir nicht geben, und so versuchte ich nochmal alles zu kontrollieren. Wie ich beim Gashebel ankam bemerkte ich, daß der nicht im Leerlauf steht. Ich ließ ihn in der Leerlaufstellung einrasten und drehte den Zündschlüssel. Brrrrrrrr - und der Motor lief wie in seinen besten Tagen. JAAAAAAAAAAAA ! In diesem Augenblick konnte man den Stein der uns vom Herzen fiel, fast aufs Bootsdeck aufschlagen hören. Das war es also. Eine lächerliche 2cm Bewegung mit dem Gashebel. Scheinbar sprang der Motor, wenn der Hebel nicht in der Leerlaufstellung stand, nicht an, was natürlich zur Sicherheit seinen Grund hatte. Und so fetzten wir bei strömenden Regen über die Wellen zum Camp. So schnell entluden wir das Boot und entschieden uns heute nicht an den Teich zu wandern, da wir mittlerweile nass genug waren um eigentlich gleich zu Bett zu gehen. Es wurde noch ein gutes Bohnennachtmahl gezaubert und dann im Zelt verkrochen. Mittwoch Morgen 9Uhr : Heute mussten wir unser Boot zurückgeben, also wurde von uns ausgiebig gefrühstückt um dann gleich den Kahn zu säubern, der mittlerweile durch Regen und Schlammbankausflüge unsererseits aussah, als wäre er für 5 Monate am Grund des Po´s gelegen. Nachdem mittags alles erledigt war und wir uns entschlossen hatten, doch erst am Donnerstag in der Früh ausgeschlafen nach Hause zu fahren, zogen wir ein letztes Mal mit unseren Karpfenruten an den Teich um diesen Italienausflug gemütlich ausklingen zu lassen. Die Sonne strahlte vom Himmel, unsere nassen Zelte in der Zwischenzeit staubtrocken und so saßen wir mit ausgelassener Stimmung am Teich, um auf den nächsten Run zu warten. Doch der kam nicht. Dafür kam was anderes. Wind. Seltsamer Wind. Eine eigenartige Lichtstimmung machte sich breit. Schwüle. Das waren klassische Gewittervorzeichen. Beim Umblicken sahen wir die dunkelste Dunkelheit am Himmel heranziehen , wie man sie nicht alle Tage zu Gesicht bekam. Chris filmte noch in aller Ruhe das Heranziehen der Gewitterfront, während in gewohnter Ruhe lächelnd, präsentierend meinen Schirm heranschaffte und den an unserem Sitzplatz im Boden versenkte. Der Regen konnte kommen. Wir waren gerüstet. Es wurde unterm Schirm Platz genommen und weiter konzentriert gefischt. Plötzlich Windstille. Das war sie ... die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Und der kam - und wie. In Sekunden wurde aus der Stille ein Lüftchen, dann ein Wind, dann ein verdammt starker Wind und dann gings wirklich los. orkanartige Böen schossen durchs Camp und trieben unser ungutes Gefühl ins Unermessliche. Wie geistesgestörte Taifunjäger in Amerika holten wir wieder die Kamera aus der Tasche um das aufzuzeichnen, was einem nicht jeden Tag vor die Linse kam. Da krachten erstmals die Bäume am Teich. Und jetzt begann die Hölle hereinzubrechen. An Fischen war nicht mehr zu denken, Chris und ich rissen unsere Ruten von den Banksticks ins Gras um sie nicht im Teich suchen zu müssen und kauerten uns unter den noch wacker trotzenden Schirm, der jedoch mit eiserner Kraft festgehalten werden musste um nicht in Lüfte zu entfliehen. Die ersten armdicken Äste fetzte es von den Bäumen und die Regentropfen schossen waagrecht an uns vorbei. Irgendwo in der Ferne Schreie , die ersten Baumstämme wurden in der Mitte wie Streichhölzer gebrochen , das Eingangstor vom Wallercamp wurde aus den Angeln gerissen und wir filmten weiter bis die Gefahr einfach zu groß wurde, selbst von einem dieser Kolosse erschlagen zu werden. Dann ging alles blitzschnell. Wir rannten um unser Leben. Unter Donnergrollen , Blitzen und herumfliegenden Trümmern schnappten wir unser Tackle und brachten uns vorerst in Sicherheit. Allerdings nicht in unseren Zelten, da ich erst jetzt sah, was passiert war. Ein 25cm dicker Ast lag quer über meinem Zelt und hatte alles unter sich begraben. Die Zeltplane flatterte nur mehr in Fetzen im Sturm und ich rettete, was möglich war aus dem Chaos ins Auto, das ich sofort unter den Bäumen wegstellte um es nicht auch noch durch Baum-oder Astbruch zu verlieren. Endlich hatten wir alles in Sicherheit gebracht und konnten uns ins Haupthaus des Camps flüchten. Dort standen bereits einige Anglerkollegen im stockdunklen Raum, da scheinbar auch eine Stromleitung zerstört worden war und somit kein Strom verfügbar war. Aber egal. In Sicherheit. Nach kurzem Verschnaufen und einem Schockbier die Sorge um die Fischerkameraden, die jetzt am Wasser waren. Hoffentlich ging da alles gut. Nach und nach wurde aber jeder über Handy telefonisch erreicht und so wußten wir , daß alle irgendwo halbwegs sicher geankert hatten und bis jetzt nichts passiert war. Gottseidank. Nach einer guten halben Stunde war alles so schnell wieder vorrüber und wir konnten wieder ins Freie. Dort sah man jetzt die Spuren der Verwüstung. Überall lagen Äste, Fetzen, Trümmer. Selbst den sonst so lautstarken Ochsenfröschen war das Röhren vergangen und eine unheimliche Stille lag in der Luft. Sogleich begannen die Aufräumungsarbeiten , gefährdete Bäume wurde mit Motorsägen zu Leibe gerückt und wir bargen aus den Zelten was noch zu holen war. Äußerst nett wurde uns gratis ein Zimmer für die Nacht zur Verfügung gestellt, da wir nun keinen funktionierenden Schlafplatz mehr hatten. Dickes Lob an dieser Stelle an Andy´s Wallercamp. Und so verbrachten wir die letzte Nacht in einem kuscheligen Bett, unsere Sachen trockneten mehr oder weniger über Nacht und nach einem ausgiebigen Frühstück am nächsten Morgen, verabschiedeten wir uns und traten unsere Rückfahrt nach Wien an. Diese verlief bei strahlendem Sonnenschein zur Abwechslung mal reibungslos und wir erreichten nach 7 Fahrtstunden Wien, wo wir körperlich erledigt, schlammverschmiert und stinkend, von unseren Freundinnen wieder in die Arme geschlossen wurden. Es waren harte aber erfolgreiche Tage, es wurden einige gute Fische gefangen, wenn auch keine Monster; und eins ist gewiss - wir kommen wieder und dann fällt die 2m Grenze.
tight lines
sludgE

PS: Das dazu erscheinende Video "DELTA DAYZ" ist in Bearbeitung und wird die Vorkomnisse mit bewegenden Bildern besser dokumentieren als ein Bericht es kann.