Dienstag, Juni 06, 2006

Semmel war Trumpf...

Nachdem ich meinem Körper ein verdammt hartes Wochenende zugemutet hatte ( 30er Geburtstagsfeier meiner Isa und einen Tag danach Arena Konzert mit Hatebreed ) , und ich den ganzen Montag gebraucht habe, um mich wieder zu erholen , zog es mich doch heute wieder ans Wasser um meiner ruhigen Leidenschaft zu frönen. Mit Grund - u. Feederrute bewaffnet bezog ich mein Plätzchen heute gleich in der Nähe des parkenden Autos , da mir das Gewicht des gesamten Equipments doch noch um einiges schwerer vorkam als sonst. Der übermässige Alkohol -u. Zigarettengenuß in den letzten Tagen hatte vermutlich seinen Teil dazu beigetragen und so begann ich mit dem Fischen um 10Uhr und keine 50m von meinem Auto entfernt. Ja ich werde alt. Doch der Spot schien mir nicht schlecht zu sein, da ich in einer so genannten "Schilfecke" saß, und ich mir durchaus vorstellen konnte, den einen oder anderen Karpfen hier erwischen zu können. Das Wetter war launisch, hin und wieder blinzelte die Sonne durch die dunklen Wolken und die Außentemperatur betrug 15°C. Zumindest regnete es nicht. Es wurde ein Grundmix zubereitet, der heute aus Hanf natur, geschrotetem Hartmais, Kürbismehl und einem Fertig Feeder Mix aus des Hause Top Secret bestand. Es folgten die obligaten Maden am Haken und die Feeder-Montage wurde in ca. 20 m Entfernung etwa 1m neben dem Schilfgürtel versenkt. Die Grundrute bestückte ich mit einer 4er Maiskette am Haar und spielte sie ins Mittelwasser. Ich ertappte mich dabei, heute nicht so intensiv zu fischen wie üblich, da ich nicht alle 10min die Köder kontrollierte oder den Futterkorb neu befüllte. Alles geschah heute mit etwas mehr Ruhe und Gelassenheit. Nach ca. einer halben Stunde der erste Biss an der Feeder, der mir einen 20cm Brachsen bescherte. Naja immerhin ohne Anstrengung. Also neue Maden an den Haken und wieder an die Futterstelle. Es rührte sich nichts. Die Spitze meiner Feederrute war wie festgefroren und die 4er Maiskette schien auch niemanden zu interessieren. Mittlerweile war es 12:30 und schön langsam wurde es mir zu ruhig. Selbst für meinen geschundenen Körper.
Also wechselte ich von Maden auf Mistwurm und Tigernüsse lösten die Maiskörner ab. 1 Stunde verging und es war keine Besserung der Beissflaute in Sicht. Ich kaute nun schon etwas unruhig an meinem "Bergsteigersemmerl" und die Zahnräder in meinem Kopf rotierten. Was sollte ich machen ? Sollte ich es tatsächlich wagen ? Sollte ich so unverfroren sein und einfach die handelsübliche Semmel zweckverfremden, um sie als Köder zu benutzen ? Ihr den Vorzug gegenüber den feinsten Bestandteilen meines Ködersortiments zu geben ? Ja. Ich nahm nun den oberen Teil und ließ ihn in die Köderelite befördern und aß nur mehr die untere Hälfte mit Wurst. Ich holte die Grundmontage ein und befestigte ein ca. 3cm großes Stück mittels Baitgummi am Haken. Den Schnurstopper stellte ich so ein, daß die auftreibende Semmel nun etwa einen Meter über dem Grund stand. Einwurf. Keine 5 Minuten später knallte der Einhängebissanzeiger an den Blank und die Rollenbremse sang ihr Lied vom Vollrun. JAAAAAAAA ! Und die Müdigkeit war meilenweit weg. Anschlag. Kurzer guter Drill und ich kescherte einen schönen wenn auch nicht großen Spiegler ( hatte vielleicht 3 Pfund ). Es hatte sich also ausgezahlt. Und schon wurde das nächste Semmelstück vorbereitet um im nächsten Karpfenmagen den Heldentod zu sterben. 15 Minuten vergingen und der nächste Run zauberte mir ein Lachen ins Gesicht. 5 Minuten später kescherte ich den schönsten 5pfündigen Schuppenkarpfen , den ich je in meinem Leben gefangen hatte. Der Bursche war fast weiß, lediglich die halbe Schwanzflosse zeigte ein leuchtendes Gelb. In diesem Moment kam mir die Textzeile unseres "Koksbruders" Reinhard Fendrich in den Gedanken ... "blond wie eine Semmel sein". Muahaha - wie recht er doch hatte. Die Semmel war heute der Bringer und schon lag die neubeköderte Montage wieder im Mittelwasser. Da sich an der Feeder nichts rührte und nun auch leichter Regen einsetzte, entschied ich mich sie einzupacken und mich nur mehr auf die Grundrute zu konzentrieren. Und der nächste Biss folgte, der leider nicht verwertet werden konnte, da der Schuppenträger sich ca. 5m vom Ufer dazu entschied, doch nur die Semmel zu fressen, und dafür nicht an Land zu gehen. Na gut. Letztes Stück angeködert und wieder an den Spot. Der Regen wurde wieder weniger, und mein Glauben ließ mich standhaft durchhalten. Und das wurde dann auch noch mit einem kampstarken 6pfündigen Spiegler belohnt. Nun war es 15:20 und ich hatte keine Semmel mehr. Also beschloß ich den heutigen Angeltag zu beenden und machte mich auf den Heimweg. Und ich hatte wieder was gelernt. Oft sind es die einfachsten Dinge, die zwischen Erfolg und Misserfolg liegen - und ab jetzt habe ich garantiert immer 2 Semmeln im Dalon, wenn ich auf Karpfen aus bin...

tight lines
sludgE