Sonntag, Februar 11, 2007

Sludge is back !

Es gibt ihn. Es gibt ihn, den Angelgott der Gerechtigkeit. Und er hatte heute vermutlich, schon mit einem verdammt schlechten Gewissen auf mich herab gesehen und gewußt, ich hätte schon wieder mal seine Gunst verdient. Er wollte nicht, aber er sah keinen Ausweg und keine Möglichkeit mehr, mir meinen Angeltag zu vermiesen. Also ließ er ein wenig seines Fluchs schwinden und bescherte mir einen Vormittag wie im Bilderbuch. Und so kam es :
Von der "Schneiderserie" an den letzten Wochenenden schon etwas demotiviert stand ich in der Früh auf und sah aus dem Fenster. Strahlend blauer Himmel - das Thermometer zeigte +5°C Aussentemperatur und die Sonne strahlte wolkenungetrübt in den Raum. Jaaa. Was wollte man mehr. Ich war wieder da. Mein Gewässerrythmus ließ die Wahl heute auf Oeynhausen fallen, um es entgegen aller Prognosen auf Karpfen zu versuchen. Also schnell Tackle ins Auto gepackt und raus ans Wasser. Spiegelglatt lag die Wasseroberfläche vor mir, ein freundlicher Wolkenteppich zog gemächlich über meinen Kopf, und die Enten schnatterten ihr Lied vom Frühling. 11ter Februar. Unglaublich. Im TV werden Skirennen übertragen und ich fahre ans Wasser um auf die Schuppigen zu angeln.
Da ich bei den letzten Sessions immer mit würzigen oder fischigen Dips mein Glück versucht hatte, und immer unbarmherzig enttäuscht wurde, machte ich heute alles ganz anders. Ich rückte mal mit leichter 1lbs Grundrute und Winkelpicker an, um so fein wie möglich den Rüsslern nachzustellen, hatte am Vortag Maiskörner mit süßem Kiwi u. Bananen-Flavour präpariert um sie heute als 3er oder 4er Kette zu fischen. Am größeren etwa 10ha großen Teich waren wir, soviel ich sah zu dritt. Es glaubten also nicht wirklich viele an ein Bissorgie. Gesagt, getan und keine 15 Minuten nach dem Auslegen der Ruten, knallte der Einhängebissanzeiger gegen den Rutenblank der Avon und die Rolle sang das Lied von Vollrun. Mann, hatte ich das vermisst. Der Drill dieses offensichtlich kleinerem Burschen machte an der leichten Rute mächtig Laune und ab dem Zeitpunkt, wo ich ihn etwa 10m von Ufer entfernt hatte, konnte ihn schon im fast kristallklarem Wasser sehen...wie er langsam aber kräftig, mit seinem leuchtend gelben Bauch durchs nasse Grün zog. Da gerade zufällig ein Fischerkollege vorbeischlenderte, bat ich ihn ein paar Fotos mit meiner Cam zu schießen, um den ersten, im wahrsten Sinne des Wortes, "Gelben" 2007 auf die Speicherkarte zu bannen. Nachdem ich den Kleinen wieder schwimmen gelassen hatte, atmete ich einmal tief durch und genoss die mentale Stimmung, die jetzt durch meine Gehirnwindungen pflügte. Jaaaaaaaaaaaa. Jetzt konnte kommen was wollte.
Also wurde die Montage erneut ausgebracht um mit der selbstsichersten Art und Weise auf alles vorbereitet war, was kommen mochte. Selbst wenn ich bis zum Aufbruch keinen Biss mehr gehabt hätte...war es eines der schönsten Erlebnisse seit langem. Der Bann war gebrochen und kaum hatte ich meine Siegeszigarette ausgedämpft, geriet der kleine Bissanzeiger wieder in Bewegung, was ich mit einem berherzten Anschlag quittierte und den nächsten Karpfen in den Kescher lotste. Yes. Der vorher war keine Eintagsfliege, kein Zufall, kein Geschenk. Ich war mit dem richtigen Köder, mit der richtigen Montage, zur richtigen Zeit am richtigen Spot. Am Winkelpicker rührte sich nichts, während ich an der Grundrute den nächsten Biss hatte. Muhahahaha - es wurde immer besser. 3 Karpfen in einer halben Stunde. 11.Februar - das hat es noch nie in meiner Anglerlaufbahn gegeben.
Und während ich so über die vergangenen Wochen nachdachte, wie ich beinhart jedesmal "blankte" und erfolglos nach Hause fuhr, wie ich angelgeistig am Boden war und wie schnell es gehen konnte, daß plötzlich alles anders war, meldete sich Nr. 4 über den Freilauf.
Wieder die gleiche Größenkategorie und wieder Spiegelkarpfen. Es war nicht zu beschreiben. Am liebsten hätte ich über den gesamten Teich meine Begeisterung und Freude gebrüllt. Gegen Mittag kam dann starker NO-Wind auf und da ich am SW Ufer saß, sank meine gefühlte Temperatur auf weit unter Null. Wie Nadelstiche bohrte sich der beißende Wind in meine Gesichtshaut und ließ mich meine Kappe gegen eine Haube tauschen, um mich tief in meinem Sessel zu verkriechen. Es blieben exakt ab dem Aufkommen des Windes die Bisse aus. Gegen 14 Uhr kamen dann noch Mom & Dad auf einen Besuch vorbei, da sie ja auch ein bisschen an die Luft wollten, und so meine Mom auch endlich den Teich sehen konnte, an dem ihre 2 Männer dieses Jahr viel Zeit verbringen werden. Als sie wieder aufbrachen, entschied ich auch meine Sachen zu packen, um den erfolgreichen Angeltag mit Kaffee und Kuchen bei meinen Eltern abzuschließen. Und wieder kann man nur sagen: Die Hoffnung stirbt zuletzt !
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Angelgott, der meine Verbissenheit belohnt hatte...
tight lines
sludgE