Dienstag, Juli 17, 2007

Der schwarze Fluch von "Bleak´s Paradise" !

Tja, nun bin ich wieder, von der im Vorfeld vielversprechenden Karpfensession zurück und muss wieder mal ernüchternd feststellen, daß es, vermutlich bedingt durch die andauernde unmenschliche Hitze, im Moment mit den Rüsslern nicht so läuft, wie wir das alle gern hätten. Aber die haben im Moment wahrscheinlich andere Sorgen als sich die Bäuche vollzuschlagen.
Jedenfalls bin ich Freitags um 18 Uhr am berüchtigten Maierteich in Fluttendorf angekommen, wo mich das Kukmirner "Carp Squad", bestehend aus René aka Karpfinger, Martin "MadMaxl", Sandi, Schwarzi, Niko und Ed "the Amino-Connection", bereits erwartet haben. Mehr oder weniger schnell wurde vollmotiviert Zelt aufgebaut, Ruten montiert, kurz wichtige Infos über das Gewässer eingeholt und losgefischt. Mann, 3 Ruten erlaubt - muahahhaha - dazu gab´s nicht oft die Möglichkeit. Geile Sache. Gegen ca. 23 h hatte ich erstmals das Gefühl, daß wohl jeder 10 Montagen im Wasser haben könnte, ohne daß auch nur ein Bissanzeiger einen Laut von sich gab. Völlige Stille. Nichts. OK, die Morgendämmerung kam erst. Der Freßrausch unserer schuppigen Freunde würde mit dem Aufgehen der Sonne sicherlich einsetzen. Denkste. Selten hatte ich eine Angelnacht so ruhig durchschlafen können. Möglicherweise hatte auch der weltberühmte Kukmirner Hochprozentige sein Übriges dazu beigetragen. Irgendwann wache ich durch Vogelgezwitscher auf, greife zur offenen Cola-Dose, setze an und nehme einen tiefen Schluck aus dem kühlen Tau-benetzten Metallzylinder. Eyyyy ! Irgendwas blockiert die Öffnung, aus der das schwarze Gold den Weg in meinen trockenen Rachen finden sollte. Jetzt erst öffne ich ganz die Augen und blicke ins schreckliche Antlitz einer 8cm langen, orangenen, steirischen Nacktschnecke, die ihren Schleim bereits über meine ganze Dose verteilt hatte, wobei nun ein grober Anteil davon an meinen Lippen haftete. Super. Also raus aus den Federn, ein neues frisches, unbeflecktes Cola aufgerissen und den ersten Durst gelöscht. Ein Teil meiner Kameraden war schon wach und eifrig damit beschäftigt, ihre Montagen mit neuen Ködern an ihr Spots zu bringen und wieder ordentlich nachzufüttern. Keiner, ausser Schwarzi, hatte in der Nacht auch nur einen Biss verzeichnen können, wobei der Fisch aus mir nicht bekannten Gründen auch nicht gelandet werden konnte. Bereits jetzt um 8Uhr morgens brannte die Sonne unbarmherzig vom wolkenlosen blauen Himmel auf uns hernieder. Ja, das würde heute kein Zuckerschlecken werden. Während ich ebenfalls meine Ruten neu bestückte, kam erstmals Leben in die Delkim´s von René und kündeten ihr Lied vom Run. Jaaaaaa. Bereits nach dem Anschlag war aber klar, daß es sich wohl nicht um einen 15+ Spiegler handelte, der da zugeschlagen hatte. Und so konnte einige Momente später der erste nennenswerte Fisch in die Kamera gehalten werden. Brachse. Gute Kategorie. Whaaaaaaaaaa! Geil! Anscheinend war ich der Einzige, der sich über so einen Weissen wirklich gefreut hatte. Ja klar, es war nur lästiger Beifang und nicht der Zielfisch, doch für einen Feedermenschen, wie ich einer bin, ein herrlicher Vetreter seiner Art.
Jedenfalls war ich durch diesen Anblick so motiviert, daß ich die Feeder aus dem Sack ließ, um gezielt auf die Monsterbrachsen zu fischen. Doch weit gefehlt. Auch dies schien nicht zu funktionieren, da ich selbst nach einer Lehrstunde von Schwarzi im Matchfischen lediglich ein paar der Millionen Lauben an den Haken bekam und von Rotaugen und Brachsen keine Spur war.
Verdammt, der 12jährige Niko hatte wohl recht. Der schwarze Fluch vom Maierteich musste uns wirklich heimgesucht haben. Es ging nichts. Gar nichts. Vermutlich war auch der Fluch schuld, daß Schwarzi seinen Karpfen in der ersten Nacht nicht landen konnte. Denn der, der dem Fluch in die Augen blickt, wird bei dieser Session nicht belohnt. Schwarzi hatte es wohl getan.
Die nächste Abenddämmerung brach herein, und es war interessant zu erleben auf welche hirnrissigen Ideen u. Erklärungen man kam, wenn einem den ganzen Tag die Sonne auf die Birne schien und kein einziger Karpfen sich dazu erbarmte, einen unserer Köder aufzusaugen. Und während wir schon versuchten, mental mit dem nächsten Schneider fertigzuwerden, war um ca. 22:30 urplötzlich alles anders. Piiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiip! Vollrun an einer von Ed´s Ruten. Jaaaa, der Bann war gebrochen - der Fluch hatte sich vermutlich zum ortsansässigen "Wirtn" verabschiedet und unsere ganze Gang war von einer Sekunde auf die andere wieder ultramotiviert.
Ed drillte den Fisch gekonnt aus und konnte wenig später, unter jubelndem Applaus einen 7er Spiegler in die Kameralinse halten.
Als nun endlich die Frage kam, welcher Köder den Erfolg gebracht hatte, und die mit "Amino-Kugel" beantwortet wurde, war alles klar. Na sicher... Ed "the Amino-Connection".
Martin und ich machten sich so unsere Gedanken, aus welchem russischen Nuklearlabor wohl diese Murmeln stammten, unter welchen Umständen Ed an diese Geheimwaffe gekommen war und wie viele Boilie-Handlanger wohl dafür ihr Leben lassen mussten. "Wer viel weiß lebt gefährlich, und wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd" hatte mal der alte weise Buffalo Bill gesagt. Wie recht er doch hatte. Nein, wir wollten auf keinen Fall mit dieser gefährlichen Materie in Berührung kommen. Wer weiß, vielleicht war man nach dem Anködern einer einzigen Kugel schon zeugungsunfähig oder atomar verstrahlt...und so brach bisslos der nächste Morgen an. Ameisenhölle in meiner Ködertasche.Damned. René hatte in der Zwischenzeit seinen nun bereits insgesamt 3ten Monsterbrachsen gefangen und der gute alte Sludge, der sich so über den König der Weissfische gefreut hätte, weiterhin nichts ausser Lauben. In der Nacht konnte von Ed noch ein Spiegler von 7,60kg und von Martin ein guter 5er auf die Matte gelegt werden , von denen ich leider nichts mitbekommen habe. Und wieder glühte die Sonne vom Himmel. Die Hitze war kaum auszuhalten und wurde von Minute zu Minute unerträglicher...und wie schon fast die ganze Zeit...Bissanzeigerstille. Das "Blank" war vorprogrammiert.
Schwarzi brach schon zeitig in der Früh Richtung Heimat auf, und wurde von uns herzlichst verabschiedet. Hoffentlich hatte er den Fluch mitgenommen. Immerhin hatte er als Einziger in dessen dunkle Augen geblickt. Gegen 11Uhr entschied ich, schön langsam mal die nicht mehr benötigten Sachen, wie Zelt, Liege u. Schlafsack zusammenzupacken, was sich bei diesen Temperaturen nicht gerade als Genuss herausstellte. Und siehe da, als wir so zusammensaßen und die letzten 2 Tage Revue passieren ließen, bereits die Hälfte vom Tackle im Auto verstaut war, geschah das Unvorstellbare. Run! Und das an meiner mit 4er-Maiskette bestückten Rute.
Yes! Ich hatte schon lange geistig abgeschlossen. Und jetzt das. Adrenalin wurde mit unvorstellbarer und fast spürbarer Kraft und Konzentration durch meinen Körper gepumpt als ich den Biss mit einem Anschlag quitierte. Hängt. Allright. Schon nach einigen Sekunden weiß ich, daß es wieder mal kein Gelber ist, der da wohl etwas zu neugierig war, und ich kann den Rücken eines großen Brachsens unter der Wasseroberfläche ausmachen. Jaaaaaaa. Das war die besagte Monsterkategorie. Unter Umständen konnte dies mein neuer Brachsen-PB werden...
Nachdem der Bursche von Sandi gekeschert wurde, der Fisch auf der Abhakmatte versorgt und das Massband angelegt war, wurde es Gewissheit. 58cm - Neuer Sludge Bream Rekord !
Muahahahhahahah - und das eine halbe Stunde vor Abreise. Der Fluch konnte mich nun ganz fest am Arsch lecken, denn ich hatte ihn doch noch ordentlich gelinkt. Beim Ansehen des abschließenden Gruppenfotos war es nun Gewissheit - der schwarze Fluch war bis zum Ende unser ständiger Begleiter, konnte unseren Spaß an der Angelei aber nicht vermiesen, auch wenn von Einigen von uns kein Karpfen gelandet werden konnte.
Und so fuhr ich dann ohne weitere Zwischenfälle mit einem bösen, garstigen Spruch an der Heckscheibe die 260 km heim nach Wien...
Hiermit möchte ich mich auch noch mal bei den Kukmirnern bedanken, die mit ihrer Gastfreundschaft, Herzlichkeit und Humor wieder mal gezeigt haben, daß es noch wirklich amüsante Haudegen in der Welt des Angelsports gibt, die man einfach kennen muss. Selten in meinem Leben hatte ich, bei fast bisslosen Sessions, so viel gelacht wie an diesen Tagen. Auch wenn wir nicht, wie in der Hölle selbst, gefangen haben, war es doch ein äußerst lustiges und für mich im Endeffekt erfolgreiches Wochenende und ich muss sagen, daß ich gemeinsam mit den "CarpSquad-Burschen" sehr gerne, jederzeit u. überall auf diesem Planeten fischen würde und sicherlich noch des Öfteren tun werde. Und sei es mit nuklear verstrahlten Amino-Boilies in den Sickergruben von Tschernobyl...;)
tight lines
sludgE