Samstag, August 30, 2008

"Successful Swinger-Invoking"

Welcher Karpfenangler kennt es nicht? Kennt nicht das minuten - oder stundenlange Anstarren bzw. Beschwören der Swinger, nachdem man mal wieder einen Fehlbiss, Schnurschwimmer oder anderen Auslöser am Bissanzeiger hatte. Man versucht sich wirklich einzureden, daß wenn man nur fest genug daran glaube und sich intensivst genug auf die kleinste Auf - oder Abwärtsbewegung der magischen Schnurspanner konzentriert, früher oder später der Biss auch kommen musste. Ich nenne das Ganze "Swinger-Invoking". Wer ist für diese Art von Glauben zuständig? Die Esoterik? Voodoo? Gar die Parapsychologie? Bin ich verrückt? Wem kümmert das schon...ich fixiere weiter meine kleinen blauen Propheten, die jede Sekunde die Kunde vom Höllen-Drill bringen können...Verdammt. Hat sich der rechte Bursche jetzt um einen halben Zentimeter gesenkt? Der Wind. Die Wellen. Das musste es sein. Man versucht sich mit irgendeiner Lektüre oder einem Kreuzworträtsel vom Starren abzulenken. Und kaum tönt auch nur der kleinste Ton aus dem elektronischen Melder, beginnt das Fixieren erneut. Man kann nicht anders. Und siehe da, gegen 15 Uhr wird meine Mühe das erste Mal belohnt und ich kann zusehen, wie der Swinger am Blank anschlägt, der Freilauf sauber Schnur abgibt, um im selben Moment die Soundausgabe der Funkbox alle Stücke spielen zu lassen. Run. 20er Nash Monster Pursuit Plus. Meine Voodoo-Hypnose beschert mir einen kämpferischen 14lb 3oz Schuppigen und ich kann mich nun entspannt zurücklegen.Das Blank ist mal abgewehrt. Alles was jetzt noch passieren würde, war bereits in die Luxuskategorie einzuordnen. Vor allem wo die typische Biss-Zeit vorrüber war und jetzt eigentlich die Stunden kamen, wo man so gut wie sicher sagen konnte, daß nichts ging. Dem war gottseidank nicht so, denn eineinhalb Stunden danach bekomme ich dennoch, einen für unser Gewässer untypischen Fallbiss und habe Sekunden später einen seltsamen Gegner am Band. Wehrt sich kaum, läßt sich aber auch nicht vernünftig heranpumpen. Steht einfach. Hmm. Nachdem ich ein wenig Druck mache gibt mein Gegner scheinbar nach und läßt sich, eigentlich problemlos bis 5 Meter vors Ufer dirigieren. Ganz eigenartig. Keine Fluchten, kein Abbiegen in den Schilfgürtel. Keine Gegenwehr. Ich denke natürlich an einen kleineren Wels. Und als ich so erwarte, jeden Moment eine fette Kaulquappe zu Gesicht bekommen, sehe ich Gelb. Das ist doch ein Karpfen. Na org. Jetzt seh ich ihn. Uhhhhhhhh. Guter Fisch! Für unsere Verhältnisse sehr gut sogar! Doch im selben Moment ist "Schluß mit lustig", und der Schuppler gibt erstmals richtig Gas. 2 Meter vom Keschernetz entfernt. Whaaaaaaaaa. Und wieder eine Flucht. Und jetzt Richtung Schilf. Neeeeeeeein. Ich muss ins Wasser. Keine Alternative. Nach einigen spektakulären Ausbrüchen des Schuppigen gelingt es mir endlich, den Burschen zu keschern. Ein Hammerfisch und fast mit Sicherheit einer der 10+ Abteilung.Die Abwaage bestätigt meine Vermutung. Als ich mit meinem Daumen den "Hold-Button" verlasse ist es Gewissheit. Für mich traumhafte 26lbs 6oz. 11,96 kg. Neuer persönlicher Rekordfisch in SB. Das war einen Tag nach meinem Geburtstag ein Geschenk, mit dem ich nicht mehr gerechnet hätte.Lange, böse, ausgefuchst. Ein Schuppler mit Charakter, den man mit Sicherheit nicht jeden Tag fängt. Und eins kann man sich fast sicher sein. Ich werde beim nächsten "Piep" wieder die Swinger anstarren und fixieren, um die Macht des Monsterbisses heraufzuwünschen. "Solange ich nicht den ganzen Tag Beschwörungsformeln zu den Schnurspannern murmle, trockene Karpfen-Schuppen anzünde oder Golems am Platz aufstelle, geht das doch in Ordnung Doc, oder ?" ;)
tight lines
sludgE