Montag, Oktober 05, 2009

Lagunas de Ruidera 2009 !

Nun sind wir aus Spanien zurück, und ich kann eines vorwegnehmen. Das Fischen auf einzigartige Fische in Europa, in solch einer Umgebung und Atmosphäre, war wieder mal eine absolut grenzgeniale Erfahrung, die ich um nichts in der Welt missen möchte. Muss ich nun auch nicht mehr, hehe. Kommen wir nun zu den Fakten, und wie es Isa und mir, 13 Tage lang in der Castilla La Mancha, der von Cervantes angedichteten, ehemaligen Heimat des Don Quijote ergangen ist. (Bildquelle Google Earth)Die von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärten 15 Gewässer, die großteils miteinander verbunden sind, im Hochland Campo de Montiel gelegen, vom Pinilla und aber auch von unterirdischen Quellen gespeist werden, bilden die sogenannten Lagunas de Ruidera, und gelten als der Ursprung de Flusses Guadiana. Der Höhenunterschied zwischen dem ersten See (La Blanca) und dem letzten (Laguna del Cenegal) beträgt immerhin 120 Höhenmeter. Kaskaden, kleine Wasserfälle und schnellere Fließstrecken bilden die Verbindungsstücke zwischen den einzelnen Gewässern, die in der Größe ( ~ 8ha bis 250ha ) und den Bedingungen sehr stark varriieren, und machen daher diese Gegend und die Fischerei so einzigartig.Bereits im Vorfeld hatte ich alles mit dem englischen Landsmann und DER Barbenlegende Peter Staggs klargemacht und so kam es, das Isa und ich dann einfach nach Madrid flogen, uns dort unseren, bereits reservierten Mietwagen abholten, und die 3 Stunden runter in die La Mancha fuhren. In Ruidera angekommen, wurden wir gleich von Pete, der eben hier unten mit seiner Familie seine neue Heimat gefunden hat, abgeholt und zu seinem Haus geleitet, wo wir im oberen Stock, ein feines Appartement bewohnen konnten. Gleich danach wurde mir mein Leihtackle überreicht, da ich es mir nicht unbedingt wieder mal antun wollte, mit Ruten und sonstigem sperrigen Angel-Firlefanz eine Flugreise anzutreten, und es diesmal auch gottseidank nicht notwendig war.Der darauffolgende Sonntag Vormittag wurde gleich dazu benutzt, um mit Pete die Lagunen, mögliche Swims u. Spots abzuchecken, und einen kurzen theoretischen Einblick in die wirklich nicht gerade einfache Fischerei hier zu bekommen. Teilweise kristallklares Wasser mit einer Sichttiefe von bis zu 6m. Extreme Dropoffs, Brutalkanten und Mörderkraut. Die Tiefen der Gewässer varriieren zwischen 8 und 25m . Die Wasserln sind Millionen Jahre alt, die Fische haben sich endemisch entwickelt, und haben natürliches Futter im Überfluss, was sie zu gewaltigen Größen heranwachsen lässt. Das Fischvorkommen beschränkt sich auf Millionen Rotaugen, Hechte bis 20kg, Schwarzbarsche bis an die 5 kg Grenze, und 3 Barbenarten, wobei die ComizoBarbe bis zu 20kg die Grösste ist, und wegen der man schlussendlich hier ist. Gelbe bis 20kg sind realistisch, aber eben auch Ausnahmefische. Aus. Diese Sorten. Manche Lacken beherbergen größere Fische als andere. Die Ufer sind des Fischers eigentliches Problem. Boot kann von Vorteil sein, ich hab mich aber für Ufervariante entschieden , da die vermeintlich guten Spots fast alle problemlos anwerfbar waren. Wird kein Honiglecken, aber was solls...Und jetzt steht man vor folgenden Varianten, wenn man dort zum Biss kommen will.
Möglichkeit 1 :
du hast meterhohe Felswände, wo du einen Spundwandkescher benötigen würdest, um die Chance auf einen eventuellen Fisch zu haben. Obwohl traumhafte Optik und Chance auf gut Fisch -> ausgeschieden.
Möglichkeit 2 :
Das gesamte Ufer bei den geilsten Lacken ist von versunkenen toten Bäumen gespickt, daß es unverantwortlich und sinnlosest wäre, dort auch nur seine Ruten auszulegen - > ausgeschieden.
Möglichkeit 3 :
Du bist so geistesgestört und kämpfst dich durch 10m breites u. dichtes Razorweed ( nette iberische Schilfart), wo du allerdings vielleicht nicht mal die 8 m erreichst, weil du vorher verblutet bist. Ist wirklich unmenschlich scharf in eine Richtung der Blätter. -> hab ich überlegt und in Erwägung gezogen, allerdings.... als ich dann dort vor Ort mit meinem Equipment am Buckl stand, hab ich drauf gepfiffen. Na, so hardcore bin i ned.
Möglichkeit 4 : Du setzt dich in die wenig halbwegs zugänglichen , überschwemmten Stellen, wo du den ganzen Tag bei nagelnden 30 °C allerdings die Wathose anhaben musst, weil dir sonst wegen dem Schilf im Schlamm die Fußsohlen fehlen. Oder highpodmässig übers Schilf hinweg. Wenns schellt, Rute aufnehmen , mit gespannten Schnürl die paar Meter durchs meterhode Schilf waten und dort am Rande dann keschern. Ok, die beiden besten Versionen. Die werde ich wählen.OK. Auch wurde mir die lokale Wirklichkeit vors geistige Auge gebracht, indem mir Pete jegliche eventuellen Wunderträume relativierte, um nicht völlig enttäuscht die Heimreise anzutreten. Nein, leichte Wasserln sehen anders aus. Und so schilderte er mir die unverblümte Wahrheit der geheimnisvollen Lagunen bereits vor meinem ersten Auslegen der Ruten. Am Tag gibts maximal zwei Lacken, an denen du überhaupt die Chance auf einen Biss hast. Alles andere wäre eine Seltenheit sondergleichen. Der Grund hierfür: Das Wasser ist so klar, daß die extrem scheuen Gelben und Barben, entweder im extrem dichten Kraut oder in ihren Löchern stehen und sich nicht rausbewegen. Die hausen dort in richtigen Krauttunneln, wo sie kilometerlange Röhren in manchen Gewässern ausgeschwommen und gefressen haben. Dort vom Ufer zu einem Biss zu kommen ist generell fast schier unmöglich, weil man die sehr kleinen krautfreien Stellen am Grund unmöglich anwerfen kann. Vom Rausbringen des Fisches ganz zu schweigen. Es gibt aber eben auch Lacken mit wenig Kraut und dunklem Bodengrund, wo du sie eventuell über Futter locken kannst. Wenn sie sich locken lassen. Sollte man wirklich zum Biss kommen, kann man den Spot bis zum nächsten Tag abhaken. Na, feine Sache...
Die Hauptnahrungsquelle der Karpfen und Barben sind die Millionen amerikanischen , roten Krebse, die überall in Massen vorkommen. Btw.Die großen Barben können die Krebse von 50cm ansaugen, und drehen fussballgroße Steine um, um danach zu suchen. Die anglerische Pest an all diesen Gewässern. Der Schmäh besteht darin, über die Krebse , die Fische zu locken. Du fütterst einen Spot, die Krebse kommen, fressen dort dein Futter. Das sehen die Karpfen und Barben, die gemeinsam unterwegs sind, und wollen die Krebse fressen. Schwimmen hin, die Krebse flüchten ins Kraut oder in den Schlamm, und die Fische denken: "Aaah, wos liegtn do, na nimm i des glei mit auf da Jagd." BAMM ! Theoretisch ist das so ... ich hab bei dieser These wirklich schön meine Augen aufgerissen. Mit Maden oder anderem Kleinod brauch ich gar nicht anfangen, wenn ich keine Rotaugen oder Krebse fangen will. Kugeln, und am besten steinhart. Auf Barben und Karpfen wird genau mit den gleichen Systemen gefischt. OK, wird gemacht.
Meine 40er Monofile kann ich gleich wieder einpacken, nur RiesenQuappen-Braid, alles andare ist Pipfax undsofort erledigt. Auf meine Frage, ob wohl Leadcore oder Schlauch sinnvoller wäre, kam nur ein müdes Lächeln. Alles unnötig im echten Leben. Hauptschnur, Safety Clip, kurzes primitives Rig, aus. So fischen diese Leute überall auf der Welt. Und fangen. Und das nicht schlecht. Aber die wissen von was sie reden, zumindest haben sie jahrzehntelange Erfahrung darin, das ist das Arge...sind wir vielleicht schon zu verspielt? Die ganze Wunderrig und Zaubermontage-Tüftelei und Diskussion völlig unnötig? Es scheint eventuell so zu sein. Egal jetzt. Man kann an den Lacken, wo die Größeren drin sind, ohnehin froh sein, wenn man in 12 Tagen überhaupt einen Biss bekommt. OIDAAA! Pffff...des wird böse. Und ich bin ohnehin keiner, der übermässig vom Glück gesegnet ist. Najo, die Hoffnung stirbt zuletzt.Am besten in 12 Tagen auf nicht mehr als 3-4 Spots konzentrieren. Die Dämmerung ausnutzen. In ganz Spanien herrscht leider striktes Nachtfischverbot. 1 Stunde vor bis eine Stunde nach Sonnenuntergang. Wie bei uns in manchen Revieren eben. Im Nationalpark sowieso. Immer nur mit PVA fischen, ein wenig kleine Pellets und Kugelstücke nachfüttern, und am Ende der Sitzung erst harte Kugeln Nachschleudern -od. röhrln. OK. So mach ichs. Und nach dieser "Einschulung" wurde ich mir selbst überlassen, und ich hab ansatzlos angegriffen. Erster Realismus, den ich erfahren durfte , war die Aussentemperatur, sobald die Sonne weg war. Innerhalb weniger Minuten, und das ist kein Witz, waren wir auf unter 10. Und eine halbe Stunde später auf 3°C. Um 6 in der Früh hatten wir Temperaturen um den Gefrierpunkt. Damit hatte ich nicht unbedingt gerechnet. Alter , für was fahr in ins zentrale Südspanien?... Die Isa hats auch weniger lustig gefunden, und hat somit nur einmal die Sonne am Wasser aufgehen gesehen. Untertags haben wir somit immer ein wenig die Umgebung erkundet, haben die benachbarten Ortschaften besucht, und in der Früh von 6 bis 10 und am Abend von etwa 5 - 9 bin ich am Wasser gesessen. Stundenlanges Starren auf die Swinger im Dämmerlicht. Da wirst du geistesgestört mit der Zeit. Und es kann jede Sekunde passieren. Jede Sekunde kann das Monster deinen Köder einsaugen...jede Sekunde...doch es kam dann doch anders als erträumt - hehe, da waren wir wieder, bei der manchmal bitter gefühlten Realität. Nichts desto Trotz habe ich meine Fische gefangen, wenn auch wenig und nicht das Urvieh dabei war. Langer Rede, kurzer Sinn. Im Endeffekt habe ich in 12 Tagen auf 2 verschiedenen Lacken und 3 ausgewählten Spots 7 Bisse, von denen ich 4 positiv verwerten kann, und mir die anderen nach harten Drill ausgestiegen sind, und mein Blut zum Kochen brachten. 1 wahnwitziges Rotauge, daß mit zwei 20ern Source gehakt wurde, und 2 urige Schuppler ( man beachte auch die dezenten Brustflossen ) , die für ihre Größe meine geliehenen 13" 3,5er Prologic Ruten herrlich in die Krümmung zwangen und brachialst abgingen.Doch der für mich schönste Fang war dann doch in der ersten Woche, die nicht zu knappe Smallhead Barbe mit einer 180cm langen JerkbaitRute direkt vor meinen Beinen in 8m Tiefe, an einem Spot, den ich mit Peter befischte . Die seltenste Barbenspecies und für ihre Art ordentliche abgewachsen.
YES !- Einen Zielfisch gefangen; ...wegen den Barben war ich da.Leider konnte ich mein Ziel, eine diese Monstercomizos zu erwischen, nicht erreichen, nichts desto trotz bin ich schlussendlich doch zufrieden, angesichts der Tatsache, daß dort schon Leute waren, die auch nach 4 mal Lagunas de Ruidera noch keine Barbe gesehen hatten. Ist halt wieder mal alles relativ. Und die richtige Barbel Season beginnt mit November und endet mit Februar. Die meisten und besten Chancen hat man zu dieser Zeit. Allerdings hats da in der Nacht bis zu -15°C und es liegt der Schnee wie am Matterhorn, aber die lästigen Karpfenbeifänge fallen dann wenigstens weg ;)Resumee : War ein geiles Erlebnis, der Peter Staggs und seine Familie sind super Leute, die Gegend ist traumhaft, alles liegt im bezahlbaren Bereich, die Behausung auch für die Gemahlin einwandfrei, die Barben sind auf dieser Welt einzigartig, und ich bin mit Sicherheit nicht das letzte Mal dort gewesen. Aber da komm ich im November oder Dezember . Zur Barbel-Season...
tight lines
sludge

btw. Wenn ihr mehr Infos über Peter Staggs, und die Lagunas de Ruidera wollt, meldet euch einfach bei mir, und oder gibt es oben in der Navigationsleiste einen zugehörigen Link zu Peter´s Seite ( Ruidera Adventures ). Dort findet ihr auch ab nun, einen Link zu Carp Diem, einem spanischen Karpfenmagazin, das Andy MacGregor, Peter Staggs und ein paar ihrer Kollegen regelmässig selbst herausbringen und wirklich schön gemacht ist. Da sieht man wieder was alles möglich ist, wenn man nur will ! Feinste Ware !